Nachhaltiges Wissensmanagement – Berater Steve Grundig im Interview mit econic

Das folgende Interview wurde im econic-Nachhaltigkeitsmagazin in der Ausgabe 02/2023 veröffentlicht. Mit freundlicher Erlaubnis können wir auch in unserem Blog das Interview zugänglich machen. Das Gespräch führte Roman Leuthner (econic Nachhaltigkeitsmagazin) mit Steve Grundig (plant values)

Interviews für das econic Magazin Ausgabe 02/2023. Das gesamte Magazin kann folgend bezogen werden: https://pages.fachmedien.de/econic/?src=EONK0055
Roman Leuthner vom econic-Magazin: Wenn wir an die kontinuierlich steigenden regulatorischen Anforderungen und Berichtspflichten von Unternehmen hinsichtlich des Themas Nachhaltigkeit und die damit verbun-
dene Flut an Informationen denken: Können Unternehmen das eigentlich noch alleine leisten?

Steve Grundig von plant values: Wenn man als Unternehmen beim Thema Nachhaltigkeit – ganzheitlich  betrachtet, also bezüglich Ökologie, Soziales und Unternehmensführung – schon vor einigen Jahren damit begonnen hat, sich gut aufzustellen, werden aktuelle und künftige regulatorische Anforderungen nicht überraschen. Denn solche Unternehmen haben sich schon vor der anstehenden EU-Taxonomieverordnung mit ihrer Struktur und Systematik befasst, haben möglicherweise eine Wesentlichkeitsanalyse abgeschlossen und für sich eine Strategie entwickelt. Das heißt: Egal, was jetzt an neuer Regulatorik kommt – das wird einen nicht umhauen, da die Grundlagen einer nachhaltigen Strategieentwicklung samt Wesentlichkeitsanalyse schon stehen.

Für Unternehmen, die sich allerdings erstmals mit der Nachhaltigkeitsthematik  befassen, türmen sich Fragen und Herausforderungen. Deshalb sind fast alle Unternehmen jeder Größenordnung und in jeder Branche gut beraten, sich frühzeitig mit der eigenen Sozial-, Klima- und Umweltbilanz auseinanderzusetzen.

Es wird perspektivisch gesehen so sein, dass quasi alle Unternehmen Daten  zur  eigenen Nachhaltigkeit vorlegen müssen, und dass Bemühungen, wie die eigene Klimabilanz verbessert werden kann, zunehmend in den Fokus rücken. Das wird beispielsweise auch den Zugang zu Finanzierungsmöglichkeiten und die damit verbundenen Konditionen bestimmen.

Was ist denn an neuen regulatorischen Maßnahmen zu erwarten?

Bei Unternehmen steht oftmals vor allem alles rund ums Klima im Fokus. Der Blick auf CSR und Nachhaltigkeit wird mit der EU-Taxonomieverordnung nun deutlich ausgeweitet. Das gilt natürlich noch stärker für die Corporate Sustainability Reporting Directive (CSRD) und das Lieferkettensorgfaltspflichtengesetz. Darüber hinaus ist es absehbar, dass andere Themen wie Kreislaufwirtschaft und Biodiversität ebenso ernsthaft zu betrachten sind. Das sind zwei Themenbereiche, die nach unserer Beobachtung noch die wenigsten Unternehmen auf der Agenda haben.

Wie kann man sich als Unternehmen diesen Themen nähern?

Nehmen wir das Beispiel Biodiversität: Hierbei müssen Unternehmen klären, an welchen Stellen sie über ihre Wertschöpfungskette und im Unternehmensumfeld Einfluss auf die Entwicklung der biologischen Vielfalt nehmen. Das können Themen sein wie der Eintrag von chemischen Stoffen in die Umwelt infolge der eigenen Produktion, der Beitrag zu Bodenversiegelung oder auch Lichtverschmutzung. Darüber hinaus sind Unternehmen in der Landwirtschaft, im Baugewerbe sowie in der Lebensmittel- und Getränkeproduktion selbst stark von funktionierenden Ökosystemen und biologischer Vielfalt betroffen. Man denke nur an den massiven Rückgang von Insektenpopulationen und die Bestäubung von Wild- und Nutzpflanzen. Damit ergeben sich zum Beispiel in der Landwirtschaft bedeutende Risiken und ebenso für alle Unternehmen, die von dort ihre Rohstoffe beziehen.

Wie motiviere ich die Beschäftigten in Unternehmen für das  Thema Nachhaltigkeit und vor allem dafür, den erforderlichen Wissensaufbau kontinuierlich zu leisten?

Hierzu braucht es die richtigen Rahmenbedingungen. Zunächst ist ein Grundverständnis für die Bedeutung unternehmerischer Nachhaltigkeit wichtig und dann die Einsicht, dass Regularien wie die Umsetzung der EU-Taxonomieverordnung nicht „eben mal nebenbei“ erledigt werden können. Das heißt, es muss eine Strategie entwickelt werden, für die Grundlagenwissen erforderlich ist. Dieses Know-how kann nicht nur top-down vermittelt werden, sondern muss auch von den Beschäftigten selbst in der Organisation entwickelt und getragen werden. Das braucht Zeit  und  Ressourceneinsatz. Es muss ihnen ermöglicht werden, sich das Wissen anzueignen. Dazu sollte beispielsweise ein Weiterbildungsprogramm aufgelegt werden, über das Beschäftigte in Workshops und Seminaren Fach-  und  Methodenwissen aufbauen können.

In einem nächsten  Schritt  geht  es  darum, das derart entstehende Wissen im Unternehmen zu etablieren und sich auch weiteren Fragen zu stellen, die man nicht alleine beantworten kann. Hier sind wir bei den Themen Austausch und Hilfestellung.

Methoden und Best Practice zu Nachhaltigkeit ins Postfach

Wie motiviere ich die Beschäftigten in Unternehmen für das Thema Nachhaltigkeit und vor allem dafür, den erforderlichen Wissensaufbau kontinuierlich zu leisten?

Hierzu braucht es die richtigen Rahmenbedingungen. Zunächst ist ein Grundverständnis für die Bedeutung unternehmerischer Nachhaltigkeit wichtig und dann die Einsicht, dass Regularien wie die Umsetzung der EU-Taxonomieverordnung nicht „eben mal nebenbei“ erledigt werden können. Das heißt, es muss eine Strategie entwickelt werden, für die Grundlagenwissen erforderlich ist. Dieses Know-how kann nicht nur top-down vermittelt werden, sondern muss auch von den Beschäftigten selbst in der Organisation entwickelt und getragen werden. Das braucht Zeit und Ressourceneinsatz. Es muss ihnen ermöglicht werden, sich das Wissen anzueignen. Dazu sollte beispielsweise ein Weiterbildungsprogramm aufgelegt werden, über das Beschäftigte in Workshops und Seminaren Fach- und Methodenwissen aufbauen können.

„Es geht darum, Wissen anwenden zu können und ständig weiterzuentwickeln, um den immer neuen Herausforderungen begegnen zu können.“

Steve Grundig über nachhaltigen Wissensaufbau in Unternehmen

In einem nächsten Schritt geht es darum, das derart entstehende Wissen im Unternehmen zu etablieren und sich auch weiteren Fragen zu stellen, die man nicht alleine beantworten kann. Hier sind wir bei den Themen Austausch und Hilfestellung.

Was ist damit konkret gemeint?

Austausch bedeutet in diesem Zusammenhang, dass beispielsweise regelmäßige Meetings zu fachlichen Themen etabliert werden, in denen sich etwa die Produktionsverantwortlichen aus verschiedenen Unternehmensbereichen besprechen und gemeinsame Expertise entwickeln.Darüber hinaus können Branchen- und Verbandsorganisationen wie Kammern  und  Netzwerke  hinzugezogen werden oder auch externe Fachberater und -beraterinnen, die unterstützen und darüber berichten können, wie andere Unternehmen Probleme angehen.

Wichtig ist in diesem Kontext auch der Begriff der Unternehmenskultur, der hinsichtlich der Entwicklung einer nachhaltigen Unternehmensführung alles andere als ein „Soft-Faktor“ ist. Denn die Wertschätzung gegenüber den Menschen und eine offene Kommunikation im Unternehmen sind unerlässlich, um zum Beispiel alle etablierten Abläufe zu prüfen. Nur so entsteht Motivation bei den Beschäftigten, und nur so bleibt sie langfristig bestehen. Denn wenn zunächst motivierte Angestellte, die sich in das Thema Nachhaltigkeit eingearbeitet haben, mit ihren Ergebnissen und Vorschlägen permanent gegen Wände laufen und auf das Unverständnis von Vorgesetzten treffen, stellt sich schnell Resignation ein.

Wie geht plant values beim Wissensaufbau in Unternehmen vor?

Wir haben dafür keine Schablone, weil die Voraussetzungen in den Unternehmen  sehr  unterschiedlich sind. Aber wir identifizieren zunächst einmal die wichtigen Experten und Expertinnen in der Organisation und recherchieren mit diesen in diversen Besprechungsrunden dann die Fragen und Themen, die zum Beispiel für den Aufbau einer Wesentlichkeitsanalyse wichtig sind und bisher nicht aus eigenem Ermessen und Wissen vollständig beantwortet werden können.

Aus diesem Vorgehen ergeben sich Schulungsinhalte, die wir empfehlen. Dazu gibt es verschiedene Formate wie Workshops oder auch persönliche Coachings, die wir häufig anbieten, da wir auf diese Weise gemeinsam mit den Fachleuten vor Ort Problemlösungen erarbeiten.

Planen Sie die nächsten Schritte zu Nachhaltigkeit?

Fragen Sie mich zu einem kostenlosen Informationsgespräch an.
Ich stehe mit Rat und Freude bereit.

Steve Grundig
Themenbereiche Nachhaltigkeit in Personal und Unternehmenskultur

Meine Überzeugung ist, dass Wissensaufbau und Wissensmanagement niemals nach dem Prinzip top-down funktionieren kann. Es geht nicht darum, gesammeltes Wissen auf einem Server einzustellen, sondern es geht darum, Wissen anwenden zu können und ständig weiterzuentwickeln, um den immer neuen Herausforderungen gut zu begegnen. Das funktioniert nur über Kommunikation und Austausch, zum Beispiel über Besprechungsformate und in Arbeitsrunden, die regelmäßig stattfinden und bei denen Aufgaben verteilt und abgearbeitet werden. 

Vielen Dank für diese Einsichten, Herr Grundig.

Der Text entstand im Zuge des Interviews für das econic Magazin Ausgabe 02/2023. Das gesamte Magazin kann folgend bezogen werden: ext. Link

Weiterführende Beiträge:

Related Posts