Nachhaltigkeit in Recruiting und Nachhaltigkeitskommunikation vom HRM

Nachhaltigkeit ist für viele Unternehmen kein neues Thema. Nachhaltigkeit gezielt als Thema im Recruiting und in der Kommunikation gegenüber potentiellen Bewerbenden und bestehenden Mitarbeitenden zu platzieren, ist hingegen eine eher junge Diskussion .

Warum das wichtig ist und welche Relevanz Nachhaltigkeit im Recruiting für Bewerber*innen hat, haben wir in folgendem Beitrag erklärt. Ebenso konnten wir dort herausarbeiten, wie Klima- und Umweltengagement von Unternehmen Attraktivität von Unternehmen steigert – sowohl für bestehende als auch potenzielle Mitarbeitende. Hier ist der Beitrag verlinkt.

In diesem Blogeintrag wollen wir daher auf die Aspekte eingehen, wie man Nachhaltigkeit im Recruiting und in der Kommunikation mit eigenen Mitarbeitenden einbauen kann. Dabei gehen wir den folgenden Fragen nach:

  • Wie kommuniziert man Nachhaltigkeit im Recruiting-Prozess authentisch und wirkungsvoll?
  • Wie kann ich meine Belegschaft für das Thema abholen und begeistern?
  • Wie kann ich mich als nachhaltige Arbeitgebermarke positionieren?
  • Wie gestalte ich die Nachhaltigkeitskommunikation vom HRM an interne und externe Personen?

Mehrwerte wenn Nachhaltigkeit im Recruiting mitgedacht wird: Menschen begeistern und Arbeitsfähigkeit des Unternehmens sichern

Einerseits geht es darum, Menschen mit Affinität für Nachhaltigkeit im Recruiting-Prozess gezielt anzusprechen. Dieser Nachwuchs kann für die Ausrichtung und Entwicklung des Unternehmens Gold wert sein. Diese sogenannte Nachhaltigkeitstalente bringen hohe Ambition und Fähigkeit mit, um bspw. Innovationen und Geschäftsentwicklungen im Sinne der Nachhaltigkeit voranzutreiben.

Ebenso gilt es, die eigenen Nachhaltigkeitsleistungen und -bemühungen darzustellen, um bspw. gezielt jene zu begeistern, die einen (hohen) Wert auf Nachhaltigkeit leg en. Inzwischen gibt jede zweite Person an, dass Nachhaltigkeit ein Entscheidungskriterium für die eigene Job- und Unternehmenswahl ist. Bei rund einem Fünftel der Nachwuchsgeneration ist es sogar die Top-Priorität. Hier kann man als Unternehmen also gezielt Pluspunkte sammeln auf der Suche nach neuen Leuten.

Andererseits haben wir auch bereits in dem verlinkten Blogbeitrag gezeigt, dass die ökologische Nachhaltigkeit Einfluss auf die Zufriedenheit und den Wunsch nach einem Jobwechsel hat. Nicht-nachhaltiges Verhalten oder unternehmerisches Engagement in umweltschädlichen Aktivitäten wirken sich negativ aus und erhöhen die Phänomene von Demotivation, innerer Kündigung oder einem öffentlichkeitswirksamen Jobwechseln. Stichwort: Climate Quitting.

Schlussendlich kann das ein Beitrag gegen den Fachkräftemangel sein und zur Sicherung von fähigen, motivieren Arbeitskräften für heute und in der Zukunft.

Nachhaltigkeit im Recruiting betonen, aber kein Green Washing betreiben! Echte Ambitionen und ernsthaftes Engagement kommunizieren!

Bevor wir tiefer in die Themen Nachhaltigkeit im Recruiting und Nachhaltigkeitskommunikation vom HRM eintauchen, ist Folgendes wichtig zu betonen. Die Kommunikation über Nachhaltigkeit setzt voraus, dass Unternehmen auch tatsächlich im Sinne der Nachhaltigkeit aktiv sind. Dies bedeutet, dass sie eine Nachhaltigkeitsstrategie und -grundsätze haben. Mindestens sollte es ein erstes Programm, eine Roadmap oder ein Konzept für Nachhaltigkeit, CSR- bzw. ESG-Maßnahmen geben. Diese Ambitionen des Unternehmens müssen dann auch konsequent mit konkreten Maßnahmen untermauert werden, um die Glaubwürdigkeit zu wahren.

Wichtig ist, dass das Thema kontinuierlich vorangetrieben wird, es eine Verantwortlichkeit und Kapazitäten gibt. Eine Einmal-Veranstaltung für Nachhaltigkeit oder ein nicht gelebtes Konzeptpapier ist nicht ausreichend. Sind diese Mindestvoraussetzungen nicht gegeben und man kommuniziert dennoch an Mitarbeitende und potenzielle Bewerber*innen, riskiert man, in den Bereich des Greenwashing bzw. Bluewashing abzudriften. Ein Zustand, der das Vertrauen von Mitarbeitenden und Bewerber*innen untergräbt, das Image des Unternehmens beschädigt und künftige Maßnahmen bzgl. Nachhaltigkeit unglaubwürdig erscheinen lässt.

Einen umfassenden Leitfaden zum Aufbau von Nachhaltigkeitsstrategien haben wir bereits verfasst. Hier ist der Beitrag verlinkt. Ist das geschafft, kanns in die Kommunikation geben! Wie man allgemeine eine gute Nachhaltigkeitskommunikation angeht, haben wir ebenfalls bereits grundlegend in diesem verlinkten Beitrag diskutiert.

In den folgenden Abschnitten dieses Textes nehmen wir an, dass eine Nachhaltigkeitsstrategie existiert oder zumindest erste Schritte und Maßnahmen in diese Richtung unternommen wurden. Von diesem Punkt an kann die Kommunikation über Nachhaltigkeit im Recruiting-Prozess oder die Einbindung von Mitarbeitenden durch Nachhaltigkeitskommunikation vom HRM beginnen.

Grundlage für Nachhaltigkeitskommunikation vom HRM

Eine ehrliche Bestandsaufnahme der bisherigen Nachhaltigkeitsmaßnahmen bietet sich oftmals als der erste Schritt an. Diese Ist-Analyse hilft dabei, zu verstehen, wo das Unternehmen bzgl. Nachhaltigkeit bereits steht.

Ergänzt werden sollte es durch eine Roadmap, die zeigt, welche Vorhaben bereits abgeschlossen sind, was gerade anläuft bzw. in näherer Zukunft geplant ist. Diese unterstreicht, dass man beim bisherigen Status Quo nicht stehen bleiben will, sondern die nächsten Nachhaltigkeitsschritte bereits im Blick hat.

Unterfüttert werden kann dies zusätzlich durch Unternehmenswerte oder eine Vision zur nachhaltigen Ausrichtung, um die generelle Entwicklungsrichtung des Unternehmens aufzuzeigen.

Nun kann man gezielt in die Nachhaltigkeitskommunikation vom HRM aus starten und (potentiellen) Bewerber*innen die eigene Nachhaltigkeit im Recruiting nahe bringen.  

Nachhaltigkeit in der Ansprache nutzen

Wir haben einige Ansätze gesammelt, wie man Nachhaltigkeit im Recruiting kommuniziert.

Maßnahmen, die in die Bewerber*innen-Ansprache und in den Bewerbungsprozess einfließen:

  • Nachhaltigkeit in Jobanzeigen und Unternehmensvorstellung hervorheben: Jobanzeigen und die eigene Unternehmensvorstellung dürfen Nachhaltigkeit betonen. Dies signalisiert Bewerber*innen direkt, ob und wie Nachhaltigkeit im Unternehmen verankert ist. Dazu zwei eigens erstellte Beispiele:
  • Nachhaltigkeit im Vorstellungs- bzw. Bewerbungsgespräch thematisieren: Die eigene(n) Nachhaltigkeitsmaßnahmen und -strategie dürfen festen Bestandteil der Job- und Unternehmensbesprechung im Gespräch mit Kandidat*innen sein.
  • Einsatz von Testimonials: Nutzen Sie Testimonials von Mitarbeiter*innen, die über ihre Erfahrungen in Arbeitsgruppen mit dem Fokus „Umwelt“ oder „Soziale Verantwortung“ berichten. Diese persönlichen Geschichten machen das Engagement des Unternehmens greifbar und authentisch. Diese Erzählungen können im Nachhaltigkeitsbericht oder in Videoform auf Website und Social Media prominent Platz finden.
  • Nutzung von Bewertungsportalen und Teilnahme an Wettbewerben: Präsentieren Sie Ihr Nachhaltigkeitsengagement auf Arbeitgeberbewertungsportalen. Stimmen aus dem Unternehmen (Bewertungen) können das Engagement von Nachhaltigkeit authentisch unterstreichen. Bei besonders guten Bewertungen ist auch eine Auszeichnung als Top Arbeitgeber möglich.
  • Inserierung der Jobangebote auf spezialisierten Portalen: Nutzen Sie Portale, wo gezielt Jobangebote mit einem Nachhaltigkeitsprofil gelistet sind, bspw. Jobverde oder Greenjobs.

Maßnahmen der Nachhaltigkeitskommunikation vom HRM an neue und an bestehenden Mitarbeitende

  • Verwendung von Labels und Nachhaltigkeits-Logos: Zeigen Sie Ihr Engagement durch die Nutzung von Labels oder Logos, die Nachhaltigkeit signalisieren. Beispielsweise durch die Verwendung eines 100%-Ökostrom-Signets, die Kooperation mit nachhaltigen Marken oder erfolgreich durchlaufende Nachhaltigkeitszertifizierungen. Ein Überblick zu Siegeln und Zertifikaten haben wir hier verlinkt.
  • Veröffentlichung eines Nachhaltigkeitsberichts: Erstellen Sie einen Nachhaltigkeitsbericht im eigenen Format oder nach anerkannten Standards wie dem DNK. Dieser Bericht kann ein zentrales Dokument im Kennenlerngespräch, im Onboarding-Prozess sowie in der Kommunikation mit der Stammbelegschaft sein.
  • Visuelle Darstellungen nutzen: Bilder und Grafiken unterstützen Texte aus Berichten. Ein Beispiel ist die Zuordnung der unternehmerischen Nachhaltigkeitsmaßnahmen zu den 17 Nachhaltigkeitszielen der Vereinten Nationen (SDG), so wie es das IT-Unternehmen Adacor tut.
Kreisrunde Balkendiagramm-Darstellung aller Unternehmensmaßnahmen den 17 SDGs zugeordnet. Es wird gezeigt, dass das Unternehmen bspw. 8 Maßnahmen zu SDG13 verfolgt, 5 zu SDG4 und 2 zu SDG17.

So kann Nachhaltigkeit im Recruiting als Nachhaltigkeitskommunikation vom HRM passieren.

Nachhaltigkeitsmaßnahmen in den Dimensionen Umwelt, Soziales und Unternehmensführung werden den 17 SDGs zugeordnet und in einer Übersicht dargestellt. Dies ergänzt die ausführlichen Texte des Berichts. Die Darstellung wurde mit freundlicher Genehmigung aus dem CSR-Bericht von Adacor genutzt.

Onboarding vermittelt Nachhaltigkeit und zentrale Unternehmenswerte

Ist die Einstellung erfolgt, bietet ein Onboarding-Programm die Chance auf ein gutes Ankommen im Unternehmen und rasch in die Unternehmenskultur hineinzuwachsen.

Neue Mitarbeitende können innerhalb eines Mentoring- oder Buddy-Systems oder mit einem Intro-Leitfaden mit den Werten des Unternehmens vertraut gemacht werden. Hierbei sollte Nachhaltigkeit nicht nur als Wertekodex vorgestellt werden, den man zu Arbeitsbeginn routinemäßig abhakt, unterschreibt und dann in der Schublade verschwindet. Besser ist es, wenn Unternehmenswerte wie die gelebte Nachhaltigkeit, in Buddy- bzw. Mentoring -Gesprächen thematisiert werden. Ebenso können im Leitfaden geschilderte Fallbeispiele oder Geschichte aus dem Unternehmen die Werte greifbar und für den Neuling leicht greifbar machen.

Im weiteren Verlauf der Betriebszugehörigkeit soll die Bedeutung von Nachhaltigkeit für das Unternehmen und im Kerngeschäft durch weitere Formate vertieft werden. Das kann wie folgt passieren:

  • Anpassung der Lehr-/Trainee-/Ausbildungsinhalte: In den Lernzielen sollen Nachhaltigkeitsthemen klar benannt sein.
  • Zusätzliche Gruppen- oder Einzeltrainings zu fachlichem und methodischem Wissen rund um Nachhaltigkeit.
  • Regelmäßige Personal- und Feedback-Gespräche mit Fokus auf Nachhaltigkeitsleistung und -innovation der eigenen Abteilung.
  • Erlernen der Arbeit mit Entscheidungsmatrizen, welche CSR- bzw. ESG-Aspekte für die Lösungsfindung einbeziehen, und so Nachhaltigkeit in Einzel-, Abteilungs- und Teamentscheidungen einfließen lässt.

Nachhaltigkeit im Recruiting vorleben: Ressourcenschonung bei den Prozessen und in der Kommunikation

Die Kommunikation zu Nachhaltigkeit ist das eine, das Handeln das andere. Hier kann man Integrität zeigen, indem beides im Einklang passiert. Nachhaltigkeit im Recruiting heißt, dass man die eigenen Instrumente und Maßnahmen selbst auf Umweltwirkung prüft oder mit hohem Sinn der sozialen Verantwortung umsetzt. Bereits den Bewerbungsprozess als intensiven Kontaktpunkt mit den potentiellen Mitarbeitenden kann man nutzen, um greifbar zu machen, wie man Nachhaltigkeit konsequent lebt. Mehr noch: Wird der Recruitingprozess als nicht nachhaltig wahrgenommen, können die kommunizierten Nachhaltigkeitsbemühungen des gesamten Unternehmens angezweifelt werden.

Wie man im Sinne der Nachhaltigkeit seine HRM-Instrumente und Maßnahmen umsetzen, zeigen wir hier mit einigen Ansätzen:

  • Karriereveranstaltungen und Jobmessen mit Nachhaltigkeitsfokus: Dies ist ein gutes Umfeld, um sich mit seinen Nachhaltigkeitsaspekten in Ausbildung und dem nachhaltigen Unternehmensaktivitäten zu präsentieren.
  • Förderung umwelt- und klimafreundlicher Anfahrt: Für vor-Ort Veranstaltungen wie Messen oder persönliche Bewerbungstermine im Betrieb sollte die Anreise umweltfreundlich ermöglicht werden, z.B. mit öffentlichen Personennahverkehr, der Bahn oder mittels Fahrrad.
  • Werbematerialien umweltverträglich herstellen: Hier zählt der Einsatz umweltfreundlicher Materialien und Verfahren für Werbeträger. Beispielsweise recycelte Papierprodukte, die Bestellung bei Umweltdruckereien bis hin zu digitalen Werbemitteln oder digitale Visitenkarten, um Druck und Papier gänzlich einzusparen.
  • Klimaneutrale Hostings von Webangeboten: Websites und digitale Dienste, wie z.B. firmeneigenen Karriereportale, dürfen mittels klimaneutraler Anbieter gehostet werden
  • Digitale Messebesuche und virtuelle Jobmessen: Physische Messebesuche sind oft mit hohem Energieverbrauch, Ressourcen für den Messestand und Reisen für alle Beteiligten verbunden sind. Hier bieten digitale Jobmessen eine umweltfreundliche Alternative. Der Zusatznutzen: Somit können Menschen aus einem größeren Umkreis angesprochen werden, was auch ein Betrag zur Diversität sein und ein breiteres Feld von Bewerber*innen bringen kann. 
  • Partnerschaft mit nachhaltigen Organisationen oder Hochschulen: Zusammenarbeit mit Universitäten, Hochschulen, Vereinen, anderen Organisationen, die sich für Nachhaltigkeit einsetzen. Das können Klimaschulen, Hochschulen mit nachhaltigem Profil oder nachhaltigkeitsorientieren Hochschulgruppe sein.

Mit solchen Maßnahmen wird erlebbar, wie Nachhaltigkeit im Recruiting direkt umgesetzt wird. Die Nachhaltigkeitskommunikation vom HRM erlangt hohe Glaubwürdigkeit, wenn das Versprechen auf Nachhaltigkeit direkt eingelöst wird – idealerweise bei jedem Kontaktpunkt mit den (potentiellen) Mitarbeitenden.

Fazit: Nachhaltigkeit authentisch zeigen, aktiv kommunizieren und somit begeistern 

Nachhaltigkeit im Recruiting kann bspw. im ersten Kennenlerngespräch vermittelt werden durch ein Gespräch über die eigenen Unternehmenswerte. Im Bild: Videocall einer potentiellen Bewerberin im Rollstuhl.
Nachhaltigkeit kann bspw. schon während der ersten Kennenlerngespräche als Wert im Unternehmen vermittelt werden.

In vorherigen Beiträgen haben wir aufgezeigt, welche Relevanz Nachhaltigkeit in der Jobwahl hat und dass sich Bewerber*innen mehr Informationen dazu im Bewerbungsprozess wünschen. In diesem Blogbeitrag haben wir einige Möglichkeiten zur Umsetzung dafür aufgezeigt. Von der Hervorhebung nachhaltiger Tätigkeiten im Kerngeschäft in Jobanzeigen und der eigenen Unternehmensvorstellungen über das Ansprechen von Nachhaltigkeitsthemen im Bewerbungsgespräch bis hin zur Integration in das Onboarding-Programm. All diese Maßnahmen der Nachhaltigkeitskommunikation vom HRM-Verantwortlichen tragen dazu bei, ein klares Bild zu vermitteln und gezielt Menschen mit Nachhaltigkeitsaffinität anzusprechen.

Wichtig ist dabei, dass die Kommunikation von Nachhaltigkeit im Recruiting und an die Stammbelegschaft auf einer fundierten Grundlage fußen muss. Sonst läuft man Gefahr, sich in den Bereich des imageschädlichen und unredlichen Greenwashings zu begeben.

Die Kommunikation sollte ein authentisches Spiegelbild echter, tief in der Unternehmensstrategie und -kultur verankerter Werte und Maßnahmen sein. Unternehmen, die es schaffen, ihre Nachhaltigkeitsvision glaubhaft und transparent zu kommunizieren, werden nicht nur als attraktive Arbeitgebermarke wahrgenommen, sondern begeistern auch aktuelle Mitarbeitende. So tragen sie mit motivierten und talentierten Menschen aktiv zu einer nachhaltigeren Zukunft bei.


Transparenzhinweis. Bei der Erstellung dieses Textes war das Large Language Model GPT-4 (KI) unterstützend eingebunden.

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