Das Klima wandelt sich, auch durch den Tourismus. 8% der globalen Emissionen lassen sich auf den Tourismus zurückführen, Tendenz steigend (UBA, 2020, UNWTO, 2019). Zweifelsohne geht hierbei der Großteil auf den Verkehr zurück. Doch heißt dies, dass nur Fluggesellschaften und andere Mobilitätsdienstleister in der Pflicht sind, etwas zu tun? Welche Klimaschutz-Maßnahmen im Tourismus gibt es? Was können Hotels, Reiseveranstalter und Destinationen tun?
Wir haben 40 wertwolle Klimaschutz-Maßnahmen zusammengestellt.
Inhalt:
- 11 Maßnahmen für Klimaschutz bei Reiseveranstaltern
- 11 Maßnahmen für Klimaschutz in der Hotellerie
- 11 Quick-Wins für jedes Tourismusunternehmen
- 9 Maßnahmen für Klimaschutz in Destinationen
11 Maßnahmen für Klimaschutz bei Reiseveranstaltern
Reiseveranstalter haben einen enormen Hebel sowohl auf Angebot als auch Nachfrage. Auf der einen Seite bestimmen sie, welche Leistungen sie zu einem Pauschalreiseangebot zusammenschnüren und beeinflussen somit Vor-Ort-Agenturen, Hotels, Busunternehmen usw. Auf der anderen Seite können Sie mit ihren Pauschalreiseangeboten den Markt beeinflussen und Reisende zu einer Verhaltensänderung sensibilisieren. So können Reiseveranstalter Klimaschutz-Maßnahmen im Tourismus umsetzen:
Anreise und Vor-Ort-Mobilität
- Bieten Sie An- und Abreisemöglichkeiten zu Land und Wasser an. Der Weg ist das Ziel. So bestehen weltweit vielerorts hervorragend ausgebaute Streckennetze im Bahn- und Busverkehr, welche auch von Reisenden gegenüber Flugreisen präferiert werden. Mehr über Gründe und Strategien für Klimaschutz im Tourismus in unserem Blogartikel Klimaschutz im Tourismus: 4 Strategien, die auf dem Weg helfen.
- Wählen Sie öffentliche Verkehrsmittel. Dies vermindert nicht nur den Fußabdruck, sondern ermöglicht auch authentische und ehrliche Begegnungen mit der lokalen Bevölkerung.
- Vermeiden Sie Inlandsflüge, da diese am klimaschädlichsten sind.
Produktgestaltung
- Gestalten Sie gerade bei Fernreisen längere Aufenthaltsdauern vor Ort, um CO2-Emissionen pro Tag zu reduzieren.
- Füllen Sie die Gruppenstärke auf, um eine volle Auslastung z.B. bei Fahrzeugen zu gewährleisten. Kann eine volle Auslastung nicht erreicht werden, ordern Sie ggf. kleinere Fahrzeuge.
- Eliminieren Sie klimaschädliche Produktbestandteile wie Rundflüge mit Helikoptern. Bieten Sie stattdessen ähnlich spannende Abenteuerbausteine an.
- Preisen Sie eine Kompensation (zu einem gewissen Prozentsatz oder vollständig) direkt ins Produkt ein oder bieten Sie Ihren Kund*innen freiwillige Kompensationszahlungen an.
- Wählen Sie klimafreundliche Unterkünfte lokaler Betreiber, welche regionale Produkte und Speisen anbieten.
- Geben Sie Ihren Kund*innen eine Packliste an die Hand und weisen Sie darin u.a. auf die Mitnahme von Hüttenschlafsack, Handtuch und wieder verwendbarer Trinkflasche sowie Reisebesteck und -geschirr hin, um z.B. weite Transportwege von Einweggeschirr zu vermeiden.
Reiseleitung
- Ermöglichen Sie der Reiseleitung eine Anreise zu Land und Wasser. Kompensieren Sie die Umweltwirkung der Reise oder kommunizieren Sie aktiv die Möglichkeit zur 50%-50%-Kompensation.
- Empfehlen Sie Ihrer Gruppe explizit umwelt- und klimafreundliche Optionen, z.B. beim Kauf lokaler statt importierter Produkte und Speisen oder bei der Verwendung eigener Ausstattung (z.B. Trinkflasche, Reisebesteck).
Weitere Klimaschutz-Quick-Wins für jedes Tourismusunternehmen finden sie hier.
11 Maßnahmen für Klimaschutz in der Hotellerie
Gerade Hotels bietet Klimaschutz auch große Kostensparvorteile, was sich auch positiv auf den Erhalt der Umwelt und der touristischen Attraktivität auswirkt. Welche Maßnahmen für Klimaschutz im Tourismus können Hotels ergreifen?
Gästezimmer
- Thermostate mit Fenster-auf-Erkennung regeln automatisch die Heizung herunter, sobald das Fenster offen ist. Dies spart nicht nur Emissionen, sondern auch Geld.
- Verhängen Sie die Fenster nicht unnötig mit großen Gardinen und Vorhängen, sodass das Tageslicht optimal genutzt und damit Lichtenergie eingespart wird.
- Minibars machen bis zu 10% des Gesamtenergieverbrauchs eines Hotels aus. Die Kosten zur Betreibung amortisieren sich daher häufig nicht. Schaffen Sie einen Kühlschrank pro Etage oder Gebäude an und agieren sie somit energie- und kostensparend.
- Verwenden sie Steckdosenleisten, an denen alle oder ein Hauptteil der Geräte angeschlossen ist. Schalten sie diese bei Nichtbenutzung des Zimmers stets aus.
- Wechseln Sie Bettwäsche und Handtücher des Gastes nur auf dessen ausdrücklichen Wunsch. Nutzen Sie außerdem anstelle elektrischer Trockner Wäscheleinen, wenn möglich.
Gastronomie
- Verwenden Sie möglichst langlebige und reparable Geräte in der Küche mit hohen Energieeffizienzklassen.
- Verarbeiten Sie frische Lebensmittel, z.B. saisonales Gemüse aus der Region. Importwaren und Tiefkühlprodukte verursachen ein Zigfaches an CO2-Emissionen.
- Überprüfen Sie in der Küche die Kühltemperaturen von Kühlschränken und Tiefkühlern. Je 1°C niedrigerer Kühltemperatur werden 4-6% mehr Energie verbraucht. (Energiesparblatt, 2014)
- Nutzen Sie Kühlräume effizient aus. Tauen Sie in regelmäßigen Abständen ab. Verstellen Sie die Lüftungsöffnungen nicht und verschließen Sie die Türen bei Kühlung sorgfältig.
- Achten Sie beim Kochen auf den Wassereinsatz. Erwärmen von kaltem Wasser und Verdampfen sind besonders energieintensive Prozesse. Bei nur einem nicht verwendeten Liter Wasser pro Tag beläuft sich der CO2-Ausstoß auf 25 kg CO2 im Jahr. Entkalken Sie die Geräte regelmäßig, um die Leistungsfähigkeit zu erhalten.
- Verwenden Sie die Restwärme von Öfen und Deckel beim Kochen, um die Energie optimal zu nutzen.
Weitere Klimaschutz-Quick-Wins für jedes Tourismusunternehmen finden sie hier.
[glossary_exclude]Methoden und Best Practice zu Nachhaltigkeit ins Postfach
11 Quick-Wins für jedes Tourismusunternehmen
Neben Reiseveranstaltern und Beherbungsbetrieben gibt es eine Vielzahl anderer touristischer Dienstleister. Dazu zählen Agenturen, Reisebüros, Mobilitätsdienstleister, Gastronomiebetriebe, Kultureinrichtungen etc. Mit folgenden Maßnahmen können diese Klimaschutz im Tourismus schnell und wirksam umsetzen:
Marketing und Kommunikation
- Stellen Sie intern (zu Mitarbeitenden) und extern (zu Lieferanten, Partnern, Kund*innen, Bevölkerung) Informationen zu Nachhaltigkeit und Klimafreundlichkeit zur Verfügung.
- Versenden Sie Buchungsbestätigungen, Rechnungen und weiterführende Infos auf digitalem Wege oder richten Sie eine Auswahl-Option für Kund*innen ein, wie diese benachrichtigt werden wollen.
- Minimieren Sie den Versand von Marketingmaterialien wie Broschüren oder Katalogen. Greifen Sie auf digitale Alternativen zurück, z.B. Apps oder Online-Kataloge. So können Sie Klimawirkungen durch Postwege erheblich reduzieren.
Gebäude
- Sanieren Sie Gebäude für hohe Energieeffizienzleistungen und damit Kosten- und Emissionseinsparungen.
- Checken Sie den Bezug von regenerativen Energien wie z.B. Erdwärme oder Photovoltaik.
- Überprüfen Sie die Spül- und Waschmaschine, stellen sie den Energiesparmodus ein und diese nur an, sobald diese voll sind.
Angebotsgestaltung
- Kennzeichnen Sie explizit klimafreundliche Angebote als solche.
Management
- Verwenden Sie klimafreundliche Online-Tools und achten Sie auf CO2-arme Lösungen bei Servern und Hosting-Dienstleistern.
- Achten Sie auf regionale und klimafreundliche Beschaffung von Produkten und Dienstleistungen. Fördern Sie regionale Partnerschaften, z.B. Jobtickets für klimafreundliche Mobilität mit dem ÖPNV.
- Bringen Sie Mitarbeitende am Bürostandort oder Ihre Gäste gebäude- oder etagenweise unter. So können sie in ungenutzten Gebäudebereichen Strom sparen, z.B. für Heizung, Belüftung und Licht.
- Regeln Sie in Fluren und Treppenhäusern die Temperatur herunter.
9 Maßnahmen für Klimaschutz in Destinationen
Wir empfehlen, dass sich Destinationen an bereits bestehenden nationalen oder regionalen Klimaschutzstrategien orientieren. Ausgehend davon können Zielgebiete ihren Beitrag ableiten und entsprechende Maßnahmen zu Klimaschutz definieren. Vorgelagert sollte außerdem eine Analyse des Standortes, bestehender Angebote auf Klimafreundlichkeit sowie der einzelnen Leistungsträger sein. Mit diesen Maßnahmen helfen Destinationen, Klimaschutz im Tourismus umzusetzen:
Anreise und Vor-Ort-Mobilität
- Holen Sie Partner wie Verkehrsverbund und -träger, Landes- und Kommunalpolitik sowie touristischen Akteure an einen Tisch. Arbeiten Sie gemeinschaftlich an einem vernetzten, klima- und nutzerfreundlichen Mobilitätskonzept, z.B. mittels Verknüpfung von Wander- und Radwegen mit ÖPNV.
- Setzen Sie auf intelligente und nutzerfreundliche Verkehrsinformationssysteme. Das hilft schlussendlich, um bestehende Infrastrukturen optimal zu nutzen, Verkehrsträger zu vernetzen, den Verkehrsfluss zu verbessern und Wege zu verkürzen (z.B. Parksuchverkehr).
- Setzen Sie spezifische Anreize zur Reduktion des Autoverkehrs. Höhere Parkgebühren oder eine Parkraumverknappung können Autoverkehr reduzieren, sollten jedoch unter dem Vorbehalt der Bereitstellung funktionierender, alternativer Fortbewegung stehen.
- Optimieren Sie Reiseketten vor Ort, indem benachbarte Verkehrsverbünde zusammenarbeiten und die Anbindung auch in Regionen mit schwacher Infrastruktur gewährleistet ist.
- Entwickeln Sie neue und zunehmend nachgefragte Mobilitätsangebote, z.B. mittels Kooperationen mit Leihfahrrad-Systemen, Car Sharing Modellen etc.
- Installieren Sie regenerative Ladeinfrastrukturen sowie attraktive Abstellmöglichkeiten für Räder. Das hilft folglich, um Reisende und Mitarbeitende zur Nutzung klimafreundlicher Fortbewegungsmöglichkeiten zu motivieren.
Angebotsgestaltung
- Bündeln Sie zusammen mit klimafreundlichen Tourismusanbietern neue Angebote. Kennzeichnen Sie diese exponiert. Arbeiten Sie dabei ggf. destinationsübergreifend zusammen, um dementsprechend die Attraktivität der Angebote zu erhöhen.
- Reduzieren Sie klimanegative Aktivitäten. Tauschen Sie diese nach und nach gegen klimafreundlichere Alternativen aus, z.B. nicht-motorisierte Aktivitäten.
- Bieten Sie Mehrwerte für Kund*innen an, um klimafreundlichere Mobilität und Angebote zu nutzen, z.B. Gästekarten, Paddelboote, (kostenlose) Fahrradleihstationen oder Packages.
Weitere Klimaschutz-Quick-Wins für jedes Tourismusunternehmen finden sie hier.
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Franziska Kramer
Themenbereiche Nachhaltigkeitsstrategie und -berichterstattung
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