Ein Vortrag beim SAP Open House zu den SDGs
Was dieses süßen Kätzchen mit Verantwortung von Unternehmen zu tun hat?
Neben dem Fakt, dass Cat Content Aufmerksamkeit zieht, symbolisiert dieses Bild etwas ganz anderes. Darauf kommen wir gleich zurück.
„Warum responsible aus gesellschaftlicher Sicht nicht mehr ausreicht und wie es für Unternehmen lohnt darüber hinaus zu denken“
Wir wollen in diesem Essay, der aus einem Vortrag entstanden ist darauf eingehen, was sich an unserem Umgang mit Verantwortung ändern darf und welche Möglichkeiten Unternehmen haben damit umzugehen.
Zurück zu dem Kätzchen
Jedes Mal, wenn wir auf facebook, instagram oder anderen sozialen Medien ein süßes Katzenbild anschauen, hat das irgendjemand hochgeladen. Aber in diesem Prozess passiert ein wichtiger Schritt, von dem wir gar nichts mitbekommen.
Alle Bilder werden nach sexuellen oder gewalttätigen Inhalten gefiltert. (Link)
Darin werden zwar Algorithmen immer besser, zum Großteil machen das aber noch Menschen. Ganz praktisch heißt das, dass z.B. auf den Philippinen hunerte Menschen den ganzen Tag vor Bildschirmen sitzen, wahrscheinlich auch Kinder, und pro Bild oder Video ca. eine Sekunde Zeit haben zu entscheiden, ob es gewalttätig oder sexuell ist. Das heißt auch, dass diese Menschen die geballte Ladung sexuellen und gewalttätigen Inhalts abbekommen. Jeden Tag, stündlich, minütlich, vielleicht öfter. Wir können uns vorstellen, was es mit Menschen macht täglich Hinrichtungen und harte Pornografie zu sehen.
Aber WIR sehen das nicht. Wir sehen ein süßes Katzenbildchen.
Das größere Bild
Das ist nur eines von tausenden Beispielen, in denen unser Konsum Auswirkungen hat, von denen wir vielfach nicht einmal wissen. Das heißt, verantwortungsvoller Konsum nach unseren Wertvorstellungen wird uns verdammt schwer gemacht.
Ein Gedankenexperiment zu Verantwortung in Unternehmen
Stellen wir uns vor facebook sorgt dafür, dass diese Content Moderator*innen durch ihr Handeln NICHT MEHR LEIDEN müssen. Das heißt, sie würden (immerhin in dem Punkt) keinen Schaden mehr anrichten. Und nehmen wir weiter an, facebook würde überhaupt keinen ökologischen oder gesellschaftlichen Schaden mehr anrichten.
Wären sie deswegen toll? Wären sie dann ein Vorzeigeunternehmen?
Wahrscheinlich würde man das tatsächlich so darstellen und facebook würde sich als Held rühmen.
Ich möchte, dass wir fragen, ob das gerechtfertigt wäre.
Stellen wir uns vor facebook wäre ein Mensch. Wäre diese Person ein Held oder eine Heldin, weil sie Gesetzte einhält, niemanden versklavt, niemanden seiner Menschenwürde beraubt?…
Ich glaube nein.
Man ist kein Held, wenn man keinen Schaden anrichtet. Man ist ein Held, wenn man sich Problemen stellt, etwas Relevantes verbessert, proaktiv für etwas einsteht und vllt. ein Risiko dafür eingeht.
Ein weitläufiges Verständnis von Verantwortung in CSR
Unser Bild von heroischen Unternehmen ist verkorkst. Helden sollten für die Gesellschaft, für die Menschheit, für die Erde einstehen. Sich an Gesetzte und ein gesellschaftliches Wertesystem zu halten ist Mindestanforderung und nicht einen Orden wert.
Das ist aber, was wir aktuell meist mit Verantwortung meinen.
Die gängige Auslegung von Verantwortung in Unternehmen und der Wirtschaft, z.B. im Begriff CSR ist keinen Schaden anzurichten. Auf dieses gängige Verständnis referenziert auch der Titel des Beitrags.
Man kann Verantwortung auch weiter gefasst auslegen. Das tun verschiedene philosophische Schulen. In der Praxis passiert das aber zu wenig. Lasst uns anschauen, wie dieses weitere Verständnis aussehen kann und warum wir das für notwendig halten.
Aktive Regeneration. Schadenvermeidung reicht nicht mehr aus.
Schauen wir uns den Zustand unseres Planeten aus ökologischer Sicht an.
Das Modell der Planetary Boundaries zeigt die wichtigsten Ressourcenkreisläufe und Systeme der Erde.
Stockholm Resilience Center
Im inneren Ring zeigt es an, bis wohin das jeweilige System genutzt werden kann, sodass es sich stetig regenerieren kann und wir als Menschheit in einem „sicheren Handlungsraum“ operieren.
Einige wenige Systeme sind noch im inneren, also im sozusagen sicheren Bereich.
Bei anderen sehen wir, dass sie außerhalb sind. Das heißt, wir haben Schäden angerichtet, die die Systeme so sehr verändern, dass die Wahrscheinlichkeit Kipp-Punkte zu erreichen enorm steigt. Diese Kipp-Punkte können extreme Änderung dieser Systeme und damit unserer Welt zur Folge haben und uns das Leben auf dem Planeten richtig schwer machen.
Wenn wir uns das anschauen, sehen wir, dass wir aktiv handeln müssen, um in den Bereich zurück zu kommen, der uns ein sicheres Leben ermöglicht.
„Das bedeutet, es reicht es einfach nicht mehr keinen Schaden anzurichten. Im Gegenteil, wir müssen aktiv Schäden ausbessern und Ressourcen regenerieren“
Verantwortungsvoll heißt mittlerweile nicht nur nichts wegzunehmen, sondern etwas zurückzugeben.
Und mit den Planetaren Grenzen haben wir auch nur die ökologischen Dimensionen unseres Handelns betrachtet, nicht die sozialen.
Der Zeitgeist spielt zugunsten größerer Verantwortung in Unternehmen
Die Menschheit begreift diese Tatsachen immer mehr. Wir beginnen die Folgen unseres Handelns zu verstehen.
Deswegen demonstrieren Menschen, deswegen werden Gesetze zu Umweltschutz erlassen, deswegen zeigen nachhaltige Unternehmen immer bessere Performance.
„Und genau das ist die Chance derer sich Unternehmen klar werden sollten.“
Wenn sie nur keinen Schaden mehr anrichten wollen, weil sie sonst von NGOs und Kunden gestraft werden, laufen sie der Entwicklung hinterher.
Echte Innovationen zugunsten Nachhaltigkeit
Was Steve Jobs mit dem iPhone getan hat, ist Bedürfnisse zu erkennen und Lösungen zu bieten, die die Kunden wollten aber noch nicht kannten. Er hat nicht auf den Wunsch der Menschen gehört (größere Musik-Player und bessere Telefone), sondern hat das Bedürfnis durch seine Expertise auf ganz neuem Weg gelöst.
„Genau dieses Innovationsverständnis brauchen wir heute für eine nachhaltige Entwicklung.“
Unternehmen haben GENAU JETZT die Chance das zu tun. Die gesellschaftlichen Bedürfnisse nach dem Lösen globaler Probleme zu erkennen und darauf einzugehen.
Es geht um neue Produkte, Dienstleistungen oder Geschäftsmodelle, die ökologische und soziale Probleme lösen. Und Menschen sind offensichtlich immer mehr bereit dafür Geld auszugeben. Das sehen wir, wenn wir die die Absatzmenge von Bio (Link) und Fairtrade (Link) anschauen oder die Umsatzzahlen von nachhaltig agierenden Unternehmen.
Blue Ocean Strategie: Verantwortung in Unternehmen erfolgbringend nutzen
Der Gedanke ist folgender: Biete deinen Kunden ein Produkt, bei dessen Konsum oder Nutzung sie fühlen, dass sie aktiv etwas Gutes tun. So machen Unternehmen ihre Kunden zu Verbündeten im Kampf für die gleiche Sache. Und für die meisten heißt es automatisch, sich einen komplett eigenen Markt schaffen zu können.
Als Hilfsmittel haben wir einen Ansatz entworfen, den wir Shared Vision nennen.
Shared Vision in Kürze
Im Grunde geht es um die große Chance eine Vision zu schaffen, die das Unternehmen, möglichst viele Mitarbeiter*innen und Kund*innen vereint.
Die Vision kommt aus den Unternehmensressourcen selbst:
- Welche globalen Probleme gehen meinen Mitarbeitenden nahe?
- Wofür engagieren sie sich vielleicht schon?
- Was ist meinen Kunden und Kundinnen wichtig?
- Und welche Technologien oder Netzwerke oder Kompetenzen habe ich als Unternehmen?
Diese Vision gibt Mitarbeitenden Orientierung und schafft den gemeinsamen Strang, an dem man ziehen will. So wird ein Nachhaltigkeitsverständnis zudem deutlich besser und greifbarer in den Arbeitsalltag integriert und die Mitarbeitenden müssen nicht immer daran denken, was sie laut Leitlinie XY nicht dürfen.
Diese Vision gibt der Unternehmensführung Orientierung. In so dynamischen Umfeldern wie den heutigen Märkten sind die meisten Strategien in Kürze wieder obsolet und können viele neue Situationen nicht prospektiv abdecken.
Und diese Vision bindet meine Kund*innen ganz anders. Sie kaufen letztendlich nicht nur die Produkte, die in heutiger Zeit so austauschbar sind. Sie kaufen die Vision, das Wissen und gute Gefühl etwas für unseren Planeten, die Zukunft unserer Kinder oder andere Menschen zu tun.
Adidas X Parley einfaches Beispiel, das Verantwortung im Unternehmen für sich nutzt
Disclaimer
Wir wollen nicht darstellen, dass Adidas in allen Belangen ein Vorbild-Unternehmen sei. Das eine vorgestellte Produkt verdeutlicht lediglich den Ansatz von Shared Vision gut.
Adidas hat wahrgenommen, dass große Mengen Plastik im Meer schwimmen und vor allem, dass erhebliche Teile der Gesellschaft, inkl. Mitarbeitenden und Kund*innen verärgert sind und Lösungen dafür wollen.
Adidas hat die eigenen Ressourcen erkannt und nutzt das Know-How Plastik verarbeiten zu können. Die meisten Adidas Schuhe sind schließlich daraus gefertigt.
Kurz umrissen, haben sie sich mit der NGO Parley Schiffe gechartert, sind aufs Meer gefahren und haben einen Teil des Mülls abgefischt, um daraus Schuhe zu fertigen.
Die Resonanz der Kund*innen war überwältigend. Durch den Kauf der Schuhe tragen sie einen kleinen Teil zur Lösung des Problems bei.
Es war dahingehend ein Erfolg für Adidas, die Umwelt und die Kund*innen.
Mutige Innovationen für Nachhaltigkeit sind jetzt die größte Chance
Wir glauben genau jetzt sei der richtige Zeitpunkt für Unternehmen Verantwortung weiter zu fassen, als bisher.
Wir glauben genau jetzt haben Unternehmen die Chance etwas positives in dieser Welt zu schaffen, sich eine Shared Vision zu geben und damit vor allem erfolgreich zu sein. Sowohl am Markt als auch als Menschen.
Die Zeit ist reif. Jetzt bedarf es nur Mut sich neuen Wegen zu stellen, die eigenen Nachhaltigkeits-Potenziale zu finden und in innovative Lösungen umzusetzen.
Wir arbeiten mit Unternehmen an Nachhaltigkeit.
Strategie, Controlling und Unternehmenskultur für Nachhaltigkeit.
Bei komplexen Themen wie diesem beraten wir, sind Sparringspartner oder Impulsgeber. Wenn Sie mehr zu dem Thema erfahren oder es sogar selbst angehen wollen, schreiben Sie uns gern:
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