2 Social Startups zu ihren Gründungen: Campeleon und stadt:wirken

Wir haben zwei der Social Startups, mit denen wir gearbeitet haben, nach ihren Erfahrungen gefragt: Welche Erfahrungen haben sie bei der Gründung gemacht? Wie unterscheidet sich die Gründung eines Social Startup von einem normalen? Und was würden sie anderen mitgeben?

Campeleon: flexibler und nachhaltiger Camper-Ausbau

Was gründet ihr und was ist das Besondere daran? Welchen Teil zur Lösung für eine nachhaltigere Welt möchtet ihr damit beitragen?

Wir sind Campeleon und entwickeln smarte und flexible Möbelmodule für Campervans. Das Besondere an unseren Modulen ist, dass sie immer wieder neu angeordnet oder ausgetauscht werden können. So kann der Van stets an die eigenen Bedürfnisse angepasst werden. Das macht unsere Camper zu echten Lebensbegleitern.

Begonnen hat die Geschichte mit unserem Gründer Nico, der natürlich leidenschaftlicher Camper ist. Jeden Sommer ging es für ihn und seine Familie mit dem Reisemobil in den Süden. Nur eine Sache nervte Nico: es gab keine Möglichkeit, ein Baby bequem und vor allem sicher schlafen zu legen. Ständig musste improvisiert werden, da kam ihm die „Erleuchtung“. Es muss einen Camper geben, der auf die individuelle Lebenssituation seiner Besitzer:innen maßgeschneidert ist. Egal ob zu zweit, mit Kindern, mit Fahrrad oder Hund – der Camper muss sich an seine Nutzer:innen anpassen, nicht andersherum. Damit war die Idee für Campeleon geboren, ein Camper-Chamäleon sozusagen.

Schnell ging es dann auch in die Umsetzung. Dabei war uns von Anfang an klar, dass wir der Vanlife-Welt mit unserem Ausbausystem einen bewussten Umgang mit Mensch und Natur vermitteln wollen. Natürlich ist Reisen niemals komplett nachhaltig, aber man kann doch eine Menge in diese Richtung tun. Gerade deshalb ist uns die Modularität, Langlebigkeit und Reparierbarkeit unserer Module so wichtig. Wenn man sie nicht mehr benötigt, können sie einfach in einem anderen Fahrzeug verbaut werden. Auch bei der Produktion und der Auswahl unserer Materialien geben wir unser Bestes, so ressourcenschonend wie nur möglich zu arbeiten. Mit Plant Values haben wir uns genau dafür einen kompetenten Partner an die Seite geholt.

Wie unterscheidet sich die Gründung eines Social Startups deiner Meinung nach von anderen?

Bei der Gründung eines Social Startups ist der Ausgangspunkt ein anderer. Das, was unser Team seit Beginn antreibt, ist die Vision, einen aktiven Beitrag zu bewusstem Reisen zu leisten. Gewinnmaximierung spielt dabei nicht die größte Rolle, sondern unserem Team einen sicheren und sinnstiftenden Arbeitsplatz zu bieten. Gerade in der Anfangszeit haben wir uns deshalb besonders viel Zeit genommen, um unsere gemeinsamen Werte auszuformulieren. Aus diesen Werten wurden Richtlinien, die uns seitdem in der Entwicklung unseres Unternehmens begleiten. Beispielsweise steht ein Nachhaltigkeits-Passus auch in allen Arbeitsverträgen ganz oben.

Zu einer sinnstiftenden Tätigkeit gehört für uns auch, ein Umfeld zu schaffen, in dem sich jedes Teammitglied wahrgenommen und wertgeschätzt fühlt. Nur so kann jede:r seine/ihre individuellen Stärken optimal einbringen. Das ist eine wichtige Voraussetzung für den langfristigen Erfolg eines Social Startups.

Welche Erkenntnisse oder Empfehlungen wollt ihr anderen Gründer*innen mitgeben?

Traut euch, eure Ideen und Projekte mit der Welt zu teilen! Auch wenn noch nicht alle Details ausgereift sind, der Austausch mit anderen für Inspiration und Feedback ist essentiell. Wir haben selbst oft die Erfahrung gemacht, dass das gar nicht so einfach ist, schließlich wollen wir immer unser Bestmögliches geben und streben nach Exzellenz bei der Entwicklung unserer Produkte. Doch auch hinter jedem Zwischenschritt steckt enorm viel Herzblut – das ist es wert, geteilt zu werden!

Wir empfehlen euch außerdem: Behaltet den Fokus! Unser Team sprudelt nur so vor Ideen. Das ist auch gut so, schließlich sind wir alle motiviert bei der Sache und wollen die Campingbranche auf den Kopf stellen. Doch gerade am Anfang ist es wichtig, Ressourcen zu bündeln, um voranzukommen und dazu gehört eine gute Planung. Wir haben uns für einen agilen Strategieprozess entschieden – wir kommen regelmäßig in einem Strategiemeeting zusammen und legen den Fokus und unsere Ziele für das nächste Quartal fest. Das hilft, unser Ziel besser im Auge zu behalten, ohne neuen Ideen den Raum zu nehmen.

Unter 4 Augen vom Startup zum etablierten Unternehmen – Gibt es etwas, was ihr etablierten Unternehmen mitgeben wollt?

Es lohnt sich, Dinge zu hinterfragen. Gerade in der Campingbranche haben wir oft das Gefühl, dass an veralteten Standards festgehalten wird und Innovation dadurch wenig Raum hat. Wir finden es viel spannender herauszufinden, wie wir etwas verbessern können. Das soll nicht heißen, dass wir nicht von etablierten Unternehmen lernen können. Wir sind ein Teil eines riesigen Partner:innennetzwerks und freuen uns über jedes Feedback und jede Erfahrung. Gerade in diesem Austausch können alle Beteiligten profitieren – die jungen von den etablierten Unternehmen, aber eben auch andersherum.

stadt:wirken – Koproduktive Stadtentwicklung

Was gründet ihr und was ist das besondere daran? Welchen Teil zur Lösung für eine nachhaltigere Welt möchtet ihr damit beitragen?

Wir sind ein Zusammenschluss von begeisterten Stadtmacherinnen und setzen uns für partizipative und koproduktive Stadtentwicklung ein. Dafür haben wir die GbR stadt:wirken gegründet. Wir wollen mit unseren Dienstleistungen das komplexe Feld der Stadtentwicklung für alle zugänglich und verständlich machen sowie die Entwicklungs- und Planungsprozesse in die Breite öffnen, damit jede*r die Chance hat, bei der Umgestaltung des eigenen Lebensumfeldes wirklich aktiv teilzuhaben. Wir setzen uns dafür ein, dass Bürger*innen befähigt werden, Verantwortung für ihr Lebensumfeld zu übernehmen. Mit unserer Arbeit sprechen wir direkt das SDG 11 an und setzen uns auf einer lokalen Ebene für die nachhaltige Entwicklung von Städten und Gemeinden ein.

Wir sind überzeugt: erst durch diese aktive Mitwirkung wird städtischer Raum lebendig, nachhaltig und resilient. Und dafür braucht es kreative, spielerische und niederschwellige Formate & Methoden – darauf haben wir Bock!

Wie unterscheidet sich die Gründung eines Social Startups eurer Meinung nach von anderen?

Die Vision unseres Tuns spiegelt sich in unserem Gründungsprozess: wir schauen, was vor Ort gewollt und gebraucht wird und passen darauf unsere Dienstleistungen an. Wir gehen mit den vorhandenen Ressourcen schonend und solidarisch um, seien es Materialien (Stichwort: Materialvermittlung), Zeit von unseren Partner*innen oder überhaupt unser Netzwerk: es ist ein Geben & Nehmen, ein sich-Mitdenken, was uns prägt und was wir weiter etablieren wollen. Das zeigt sich z.B. darin, dass wir kein Risikokapital eingeworben haben: wir wollten uns eigenständig und resilient durch die Markt-Nachfrage etablieren – das hat, mit Hilfe einer solidarischen Finanzspritze aus dem Netzwerk, gut funktioniert. Oder darin, dass wir nicht auf Gewinnmaximierung aus sind, sondern Lohn nach dem Bedarfsmodell auszahlen und Überschüsse an unser Netzwerk, soweit möglich, weitergeben. Es klingt alles etwas visionär und ideell und es ist auch nicht unbedingt einfach, weil das Risiko, nicht ausreichend Lohn auszahlen zu können, besonders jetzt zu Beginn hoch ist. Gleichzeitig braucht es im heutigen System wohl dieses Visionäre, um vorwärts zu kommen.

Welche Erkenntnisse oder Empfehlungen wollt ihr anderen Gründer*innen mitgeben?

Wir arbeiten seit Beginn mit dem Full-Circle-Leadership-Modell, was uns eine agile, hierarchiefreie und dadurch sehr bereichernde Zusammenarbeit ermöglicht und sich keine eigenartigen, unverhältnismäßigen Routinen eingeschlichen haben. Und wir sind sehr überzeugt von unserem bedarfsorientierten Lohnmodell, wodurch der Lohn nicht einfach nach irgendeinem Standard an das Team ausgeschüttet wird, sondern sich realistisch an die individuellen Lebenslagen des Teams anpasst. Dadurch ergibt sich auch die Chance, durch den übrigen Gewinn andere Projekte zu unterstützen (also in Zukunft, wenn wir dann Gewinn haben). Auch kommt bei unserem ganzen Business-Talk die persönliche Komponente nicht zu kurz. Wir nehmen uns besonders zu Beginn der Woche ein bisschen Zeit raus, wo wir über persönliche Situationen und unsere momentane Befindlichkeit reden. Ansonsten, das Übliche: Geduld, eine gute Öffentlichkeitsarbeit, Durchhaltevermögen bei der Kaltakquise und noch mehr Geduld. Und eine Gründungsberatung durch plant values 😉

Das Team von stadt:wirken sorgt mit für eine partizipative und nachhaltige Entwicklung in Städten und Gemeinden: Anna Betsch, Sarah Urban und Marie Neumann

Wir arbeiten mit Unternehmen an Nachhaltigkeit.
Strategie, Controlling und Unternehmenskultur für Nachhaltigkeit.

Bei komplexen Themen wie diesem beraten wir, sind Sparringspartner oder Impulsgeber. Wenn Sie mehr zu dem Thema erfahren oder es sogar selbst angehen wollen, schreiben Sie uns gern:

info@plant-values.de

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